Dem Himmel näher (Bergmeditationen eines Einsiedlermönchs)

aus BildWorte Verlag neue Stadt Hg. von Stefan Liesenfeld ISBN 978-3-87996-952-4


Der geistliche Zauber,

der auf den Gipfeln der Berge liegt,

ist keine Einbildung:

Gott hat die Einsamkeit der Berge gewählt,

um dort zu den Menschen zu sprechen.

Von Herz zu Herz


"Gewaltig ist Gott in der Höhe" (Psalm 93,4),

die unberührten Gipfel sprechen von ihm.

In ihrer majestätischen Größe sind die Berge

ein augenfälliges Zeichen, ein Ansporn,

die Seele immer wieder zu erheben

über das Getriebe irdischer Aktivitäten. 

Der Berge unberührte Einsamkeit ist ein würdiger Rahmen für das Sprechen mit Gott.

Die Berge sind ein mystischer Ort.


Wunderbar schwingt sich das Gebirge

von der Erde empor,

der Reinheit des Himmels entgegen.

Wer einen Berg besteigt,

spürt etwas davon. 

Wer sich in die Einsamkeit der Berge zurückzieht, erkennt ungeschützt die eigene Ohnmacht. Niemand kann uns so verstehen wie Jesus, niemand kann uns trösten und helfen wie er.


Wenn Gott uns seine Herrlichkeit zeigt,

erklingt in der Seele ein Lied:

"Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn.

Meine Seele soll jubeln über meinen Gott.

Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils,

er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit,

wie ein Bräutigam sich festlich schmückt

und wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt"

(Jesaja 61,10)

Die Freude des Herzens "singt" in den Augen eines Menschen, der nah bei Gott ist.


 

Die Liebe verwirklicht sich im Lobpreis.

Mehr als im Bitten:

Gott weiß, was wir brauchen.

 

Über alles sprechen können,

still da sein vor dem Schöpfer,

unserem Vater,

von Angesicht zu Angesicht.

 

Sprache des Herzens.

Auch das ehrliche, persönliche Stammeln

verherrlicht den Herrn.


Gott, der das Glück ist, strahlt es auf alle Geschöpfe aus.

Der schlechten Laune sollten wir misstrauen!

Manches Mal rührt sie daher, dass wir darin nachgelassen haben, uns zu verschenken.

Ein Einsiedler mit saurer Miene ist ein Widerspruch in sich.

 

In der Einsamkeit der Berge wird das Kreuz zur Mitte des Lebens.

Dort findet der Einsiedler Zuflucht; im Schatten des Keuzes erblüht das Leben.

 


 

Gottes Wort ist die Quelle das Lebens.

Sie stillt den Durst unseres Herzens.  

Des Herzens Sehnsucht nach Gott kennt keine Ruhe.

Sie ist die "Wunde der Liebe", das tiefe Verlangen,

dass endlich der Schleier zerreißt, der Gottes Antlitz verbirgt.

 


Die Größe Gottes fasziniert.

Sie erschreckt nicht, bedrückt nicht,

sondern erfüllt das Herz mit Freude -

mit der Freude darüber, dass wir frei werden

von der Illusion über uns

und einstimmen können in den Lobgesang:

"Du allein bist der Heilige,

du allein der Herr, du allein der Höchste."

 

Die Mäjestät der Berge erinnert daran, dass wir alles Gott verdanken.

Die ganze Schöpfung preist die Herrlichkeit des Herrn -

vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang.


Wenn sich Gottes Schönheit offenbart, verblasst alles andere.Der Flamme Widerschein verliert seinen Zauber, sobald die Flamme selbst im Herzen leuchtet:

"Bei Tag wird nicht mehr die Sonne dein Licht sein,

und um die Nacht zu erhellen, erscheint dir nicht mehr der Mond, sondern der Herr ist dein ewiges Licht, dein Gott, dein strahlender Glanz."

(Jesaja 60,19)