Ich dein Baum

Nicht du sollst meine probleme lösen

sondern ich deine gott der asylanten

nicht du sollst die hungrigen satt machen

sondern ich soll deine kinder behüten

vor dem terror der banken und militärs

nicht du sollst den flüchtlingen raum geben

sondern ich soll dich aufnehmen

schlecht versteckter gott der elenden

 

Du hast mich geträumt gott

wie ich den aufrechten gang übe

und niederknien lerne

schöner als ich jetzt bin

glücklicher als ich mich traue

freier als bei uns erlaubt

Hör nicht auf mich zu träumen gott

 

ich will nicht aufhören mich zu erinnern

dass ich dein baum bin

gepflanzt an den wasserbächen des lebens 

Dorothee Sölle Aus: Loben ohne lügen, Gedichte © Wolfgang Fietkau Verlag, Kleinmachnow